Die unrealistische Hoffnung auf die Technik

Ich finde unsere Staatsform toll. Nur leider hat sie ihre Tücken. Wenn Politiker das Heil in unrealistischen technischen Möglichkeiten sehen, wird’s teuer und bringt wenig.

Nachdem die Räte vor kurzem das BÜPF durchgewinkt haben (dagegen aber noch das Referendum ergriffen wird), ist vor wenigen Tagen bekannt geworden, dass bereits Trojaner durch die Kantonspolizei Zürich eingesetzt wurden. Unter anderem durch den Rechtsanwalt Martin Steiger, im zur Lektüre empfohlenen Beitrag, der in der NZZ am Sonntag erschienen ist, wird erneut dargelegt, wieso dieses Handeln klar illegal ist.

Wer heute schon Trojaner einsetzt, verspottet unseren Rechtsstaat.

Grundsätzlich kann ich den Wunsch nach dem Einsatz von Trojanern nachvollziehen. Die neuen Technologien haben den Kriminellen neue Möglichkeiten eröffnet, sich den bisherigen Überwachungen zu entziehen. Nur leider hat die Lösung Staatstrojaner ihre Mängel, die sie zu einem teuren und nicht sehr effektiven Massnahme machen (ganz unten noch eine kurze Erklärung, was ein Trojaner überhaupt ist).

  • Für die Einschleusung des Trojaners müssen geheime Sicherheitslücken eingekauft werden. Somit wird unterstützt, dass diese Sicherheitslücken nicht zur Sicherheit aller behoben werden.
  • Ein Trojaner hat immer auch die Möglichkeit, Veränderungen am System vorzunehmen. Man stelle sich also vor, nachdem eine Wohnung durch den Staat mit Wanzen versehen wurde, gibt es eine Hausdurchsuchung und es werden Drogen gefunden. Somit ist fraglich, ob die ermittelten Informationen überhaupt genutzt werden können.
  • Kaum eine seriöse Firma wird einen Trojaner für den Staat entwickeln, erst recht nicht der Staat selber. So werden Firmen beauftragt, die nebenbei auch totalitäre Staaten beliefern, die Software für die Überwachung der Bevölkerung nutzen. Im aktuellen Fall in Zürich wurde ja bekanntlich die Firma die den Trojaner entwickelt hat selber mit einfachsten Mitteln gehackt.
  • Sobald der Trojaner bekannt geworden ist (was nach wenigen Einsätzen der Fall sein wird), muss eine neue Version entwickelt werden. Kosten werden dementsprechend in kurzer Regelmässigkeit auftreten für die Neuentwicklung des Trojaners.

Ich habe versucht nur wenige, einfach verständliche Argumente zu liefern. Aber je tiefer man sich mit der Technik auseinandersetzt, desto mehr Kopfschütteln ergibt sich. Auf jeden Fall werde ich das Referendum gegen das BÜPF unterstützen.

Was ist ein Trojaner?

Ähnlich wie bei der ursprünglichen Geschichte aus Troja, handelt es sich hierbei um ein Programm, das auf einem Rechner installiert wird (ohne dass die Nutzer das feststellen). Über dieses Programm kann dann auf Funktionen des Computers zugegriffen werden (z.B. Tastatureingaben, Mikrophon, Kamera) oder auch Manipulationen vorgenommen werden (deaktivieren von Antivirus-Programmen, hinzufügen/entfernen von Dateien, etc.).